
Anka Zink mit komplizierten Komplimenten
Darf man heute noch sagen, was man denkt? Mit dieser Frage kam Anka Zink am vergangenen Freitag ins Rommerskirchener Kulturcafé.
Mit einem Gedicht und einem Kompliment an das trotz der großen Hitze zahlreich erschienene Publikum startete Anka Zink ihr Bühnenprogramm. Ein bisschen Schmeichelei schade schließlich nicht. „Damit Sie schon mal eingestimmt sind, auf die nächsten beiden Stunden“.
Denn genau dieses Thema hatte sich die Kabarettistin, die zuletzt 2008 im Kulturcafé Rommerskirchen zu Gast war, in ihrem neuen Programm „K.O. Komplimente. Schlag Sie durch die Blume“ auf die Fahnen geschrieben. So stellte sie gleich zu Beginn fest, dass Kommunikation heutzutage immer weniger werde. Stattdessen redete man nicht nur in Behörden immer öfter aneinander vorbei oder ließe der KI den Vortritt.
Überhaupt spiele das Internet hier eine entscheidende Rolle. Neben diversen Rezepten für Omas Flöckchenkuchen wimmele es hier von unzähligen YouTube-Anleitungen, die die Welt zwar nicht brauche, die aber in den USA demnächst die Universitäten ersetzen würden. So wie beispielsweise der komplizierte Live-Hack zum Öffnen einer Bierflasche mittels einer Fahrradspeiche. „Das haben wir früher auch nicht gebraucht. Wofür hat man schließlich einen Eckzahn“, so Zink ganz pragmatisch. Der Höhepunkt ihrer kabarettistischen Internetrecherche: Ein KI-Workshop für Diktatoren, in dem sogar sie selbst mit einer sanften KI-Stimme eine Rolle gespielt hätte.
Angesichts der ständigen Beschallung durch diverse Medien, wünscht Anka Zink jedem von uns ein stilles Örtchen, an dem wir ganz in Ruhe unsere Gedanken schweifen lassen, geniale Ideen entwickeln, aber auch wieder verwerfen können, ohne sie gleich in die Welt hinauszuposaunen.
„Wie schafft man es, ehrlich zu bleiben, ohne zu verletzen?“ – diese wichtige Frage, nimmt Anka Zink ebenfalls in ihren Fokus. Im Verlauf des Abends wirft sie einen Blick auf verschiedenste Kommunikationsfallen. Sie zitiert zweideutige Goethe-Gedichte, ungeschickte Politiker und ganz und gar unverschämte Polizisten. Mit einem Augenzwinkern erzählt die Bonnerin von ihrem eigenen, ach so schweren Leben und gibt eine Kostprobe ihres Talents als Witzeerzählerin.
Doch selbst hier lauern Stolperfallen: In Zeiten, in denen jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, müsse man sich sehr genau überlegen, was man auf der Bühne noch sagt und was besser nicht. Ein wahrer Balanceakt, dem sich die Diplom-Soziologin aber gerne stellt. Schließlich, so ihr Fazit, kommt es vor allem darauf an, wie man etwas sagt. Hier gibt es feine Unterschiede. So könne man mit der Nutzung bestimmter Modalverben jeweils ganz verschiedene Reaktionen hervorrufen. Im Vergleich zu dem alltäglichen Aufruf „Du musst noch die Spülmaschine ausräumen“ käme ein: „Möchtest du die Spülmaschine ausräumen? Sonst kann ich es auch tun.“ eher einer Kriegserklärung gleich. Dahingegen klinge ein: „Schatz, willst du nicht die Spülmaschine ausräumen?“ doch gleich viel freundlicher.
Schließlich gilt: Der Ton macht die Musik. Und so gab Anka Zink ihrem begeisterten Rommerskirchener Publikum nicht nur zahlreiche Denkanstöße mit auf den Weg, sondern zeigte eindrucksvoll, wie man mit Witz und Feingefühl, scharfer Beobachtungsgabe und herrlicher Selbstironie sogar unbequeme Wahrheiten zum Ausdruck bringen kann.



